Gesangverein Eintracht Frohsinn 1843 e.V. – ein Blick zurück
Die Entstehung des „Gemischten Chors“
Freiheitlich denkende Eppinger Bürger gründeten 1843, also zu Zeiten des Großherzogtums Baden, den Gesangverein „Eintracht“. Wenige Jahre zuvor war bei dem „Hambacher Fest“ der Grundstock für die Badische Revolution gelegt worden. Allerdings wirkten sich die Revolutionswirren ab 1848 eher negativ auf die Entwicklung der jungen Singgemeinschaft aus.
Im Mai 1862 wurde (deshalb?) in der Kraichgaustadt ein weiterer Gesangverein aus der Taufe gehoben, der aber nicht so recht aus den Startlöchern kam und sich folgerichtig noch im gleichen Jahr mit „Eintracht“ zusammenschloss. Vorübergehend firmierte der Verein nach der Fusion unter der Bezeichnung „ Sängerbund“, nahm aber 1873 wieder seinen ursprünglichen Namen „Eintracht“ an.
1899 riefen einige wohlhabende Bürger zunächst ein Gesangsquartett ins Leben, aus dem nur wenig später der „Männergesangverein Eppingen“ hervorging. Er nahm in den folgenden Jahren einen steilen Aufschwung, der im gleichen Zeitraum genauso der „Eintracht“ beschieden war. Das waren halt noch Zeiten! Trotzdem oder gerade aus diesem Grunde wurde am 12. November 1910 mit „Frohsinn“ sogar ein dritter Gesang verein in unserer Stadt gegründet – ein Indiz dafür, dass der Chorgesang in dieser Zeit einen hohen Stellenwert besaß.
Einen herben Einschnitt für alle drei Singgemeinschaften brachte der
1. Weltkrieg mit sich: Viele Mitglieder mussten in den Krieg ziehen, nicht wenige ließen dort ihr Leben. Erst Ende 1919 begann der reguläre Probebetrieb wieder, aber die Verluste des Krieges waren für den „Männergesangverein“ und die „Eintracht“ nicht mehr zu kompensieren: Deshalb schlossen sich beide Chöre wenige Wochen später zum „Männergesangverein-Eintracht“ zusammen.
Im Januar 1952 wurde unter seinem Dach ein Frauenchor gegründet, der in kurzer Zeit auf 50 Sängerinnen anwuchs. Der Gesangverein „Frohsinn“ blieb zunächst selbständig und feierte 1960 mit 41aktiven Sängern sein 50-jähriges Bestehen. Nach diesem Jubiläum befassten sich die Vereine aufgrund zurückgehender Mitgliederzahlen mit einer Fusion, die im Januar 1961 vollzogen wurde. Seither gibt es in unserer Stadt nur noch den „ Männergesangverein- Eintracht-Frohsinn“.
Nachdem sich im Laufe der folgenden Jahrzehnte sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern Nachwuchsmangel abzeichnete, beschloss die Generalversammlung 1977 der Not gehorchend die Gründung eines „Gemischten Chores“, um den Fortbestand des Vereins zu sichern (so wurde ein paar Jahre später aus dem vormaligen „ Männergesangverein“ der „Gesangverein“). Das funktionierte in den folgenden zwei Jahrzehnten ganz gut, aber alle Bemühungen, junge Leute langfristig für den Chorgesang zu begeistern, blieben ohne Erfolg.
Die Vereinsverantwortlichen handelten: Auf Initiative des damaligen Dirigenten Herbert Kiefer wurde im Herbst 2000 ein neuer Chor ins Leben gerufen, der sich später den Namen „Kraichgau Singers“ geben sollte.
Die „Kraichgau Singers“
Im Oktober 2000 fand die erste Probe dieses neuen Chores statt, das erste erlernte Lied war das Spiritual „Down By The Riverside“. Der Gründung vorausgegangen war eine erfolgreiche Werbekampagne, die nicht wenige Musikfreunde anlockte. Die uneingeschränkte Bereitschaft zahlreicher Aktiven des „Gemischten Chores“, sich bei dem neuen Ensemble als „Korsettstangen“ zur Verfügung zu stellen, darf im Nachhinein als Hauptgrund für die erfolgreiche Neugründung bezeichnet werden.
Als sie sich nach einem Jahr verabredungsgemäß Zug um Zug wieder zurückzogen, hatte die junge Singgemeinschaft bereits die erforderliche Stabilität, um auf eigenen Beinen zu stehen.
Am 1. Januar 2001 erhielt Eppingen den Status einer „Großen Kreisstadt“. Im Rahmen der folgenden Feierlichkeiten fand der erste öffentliche Auftritt des Chores statt. Mittlerweile hatten die Sängerinnen und Sänger einen eigenen Namen gefunden. Seither nennt sich der Chor in Anlehnung an seine Heimatregion die „Kraichgau Singers“. Einige der neuen Mitglieder engagierten sich bald im Gesangverein, wodurch die Vorstandschaft deutlich verjüngt wurde.
Marion Eyer war die erste Frau, die in der langen Vereinsgeschichte das Amt des 1. Vorsitzenden übernahm. Bis 2006 leitete Herbert Kiefer beide Chöre des mittlerweile in „Gesangverein Eintracht – Frohsinn 1843 Eppingen e.V.“ umbenannten Vereins, erklärte dann aber im Dezember etwas überraschend seinen Rücktritt. Daraus resultierte dann „Frauenpower“ auch am Notenpult.
Erstmals lenkte mit Zarah Abendschön-Sawall eineVertreterin des weiblichen Geschlechts diemusikalischen Geschicke beider Chöre. Ihr folgte im Oktober 2009 mit Julia Brock eine noch jüngereDirigentin nach: Wenige Monate nach ihrer Amtsübernahme vollendete die junge Dame aus Stebbachihr 20. Lebensjahr. Unter ihrer Leitung konsolidierten sich die „Kraichgau Singers“ und etliche neue Sängerinnen und Sänger, aber auch ehemalige Aktive schlossen sich der Formation an.
2010 feierten die „Kraichgau Singers“ ihr zehnjähriges Bestehen mit einem großen Jubiläumskonzert, in dessen Rahmen zum ersten Mal ein Männerensemble auftrat, das Julia Brock initiiert hatte. DieseFormation probte zunächst nur anlassbezogen für wenige Auftritte. Im Mai 2013 gaben sich die Männer den Namen „Only Men“ und treten seither regelmäßig auf.
Das 170. Vereinsjubiläum zelebrierten der „Gemischte Chor“ (nach kurzer Zwangspause unter der neuen Leitung von Monika Morgenstern), die „Kraichgau Singers“ und „Only Men“ im April 2013 mit einem gemeinsamen Konzert in der Stadthalle. Ende 2016 kündigte Julia Brock ihren Abschied an. Seit März 2017 schwingt Nelli Holzki bei den „Kraichgau Singers“ sowie „Only Men“ den Taktstock. Diesen Dirigentinnenwechsel nutzten die „Kraichgau Singers“ für eine aufwändige Werbeaktion. Zu der eigens angesetzten „Schnupperprobe“ kamen über 15 „Neue“, denen das Singen so viel Spaß machte, dass fast alle geblieben und dem Verein beigetreten sind. Sie präsentierten sich am 1. Juli 2017 bei dem Konzert „Summertime auf dem Otti“ zum ersten Mal dem heimischen Publikum.